Was braucht man für eine erfolgreiche Regattawoche im Optimisten am IJsselmeer? Motivierte Seglerinnen und Segler, einen unorthodoxen Trainer, top-ausgestattete Boote, ein neues Coachboat des Hamburger Segel-Verbandes, Fahrräder und einen Wohnwagen!

So ausgestattet reisten Jacob, Onno, Paul, Sarah und Theda (alle im Hamburger Opti-Kader) zusammen zu Beginn der Himmelfahrtsferien nach Workum ans IJsselmeer. Kurzfristig musste Noah absagen. Mit einem sehr guten Grund: Er hat sich für die EM 2023 in Thessaloniki qualifiziert und nahm parallel am Training der deutschen Optimisten für die EM vor Kiel teil. Ergänzt wurde die Hamburger Kadergruppe von Nick und Johan vom NRV. Trainer war, wie schon beim Lake Garda Meeting, Dennis Paaske. Ihm ging es auf dem niederländischen Binnenmeer vor allem darum, sein „Team Schweinehund“ weiter zu formen, den Teamgedanken noch weiter zu verfestigen und den Seglerinnen und Seglern die mentale Stärke zu vermitteln, ihre Skills auf der Regattabahn voll einzusetzen.

Für die Fahrt in die Niederlande konnte das Team den neuen Trailer des Hamburger Segel-Verbandes inklusive neuem Schlauchboot nutzen. Dieses war so neu, dass es am ersten Tag erst einmal mit Fendern, Leinen und Anker ausgestattet werden musste. Die zum Training benötigten Tonnen wurden kurzfristig vom NRV zur Verfügung gestellt, nachdem der MSC für die Trainingslager in Borgwedel und Plau gepackt hatte, war der Schuppen an der Elbe leer. 

Angekommen auf dem großen Campingplatz in Workum waren die MSC-Seglerinnen und Segler an den ersten Tagen noch fast allein auf der weiten Grünfläche. Doch alle Niederländer sagten immer bedeutungsvoll: Wartet ab, zu Himmelfahrt und der Regatta wird es hier richtig voll. Und richtig, ab Mittwochnachmittag füllte sich der Platz merklich, neben dem MSC-Basiscamp mit zwei VW-Bussen und dem Wohnwagen für die Kinder als Schlafzimmer schlugen tschechische Cadet-Seglerinnen ihre Heringe für das Vorzelt ein, daneben bauten Kiter aus dem Rheinland ihr Lager auf. 

Für eine beeindruckende Teamleistung sorgten die Optiseglerinnen und Segler bereits am ersten Trainingstag: Nachdem es am ersten Abend beim gemeinsamen Fußballspiel gegen ein paar niederländische Opti-Segler zu einer recht rabiaten Attacke gegen Paul gekommen war, zeigten die Hamburger Kaderseglerinnen und Segler dem Aggressor auf der Trainingsbahn, was echter Teamgeist ist. Ohne große Worte verständigten sie sich darauf, den Jungen im Trainingsrennen gemeinschaftlich konsequent nach hinten zu segeln. 

Ein großer Campingplatz bedeutet auch weite Wege bis ins Wasser. Die mitgebrachten Roller und Fahrräder leisteten dabei auf dem Weg zum Racevillage und der Opti-Wiese wertvolle Hilfe. Anstelle einer Sliprampe geht es in Workum – typisch friesisch – über einen Kanal ins Wasser, in den die Bötchen vorsichtig über eine Kante gehoben werden müssen.

Das IJsselmeer präsentierte sich zu Beginn der Woche schwachwindig, am Donnerstag, dem ersten Wettfahrttag, war der Wind so unstetig auf Bahn für die Optimisiten, dass diese Bootsklasse als einzige kein Rennen segeln konnte – im Gegensatz zu den ILCAs, Cadets, RS Aero und 29ern, die ebenfalls an der Dutch Youth Championship teilnahmen.

Umso motivierter waren die Seglerinnen und Segler an den drei folgenden Tagen. Am Sonnabend stand die Einteilung in die Fleets statt: Jacob, Johan, Onno und Theda erreichten im Feld mehr als 200 Teilnehmenden die Goldfleet, Sarah die Silberfleet. Das beste Ergebnis der Hamburger Kadergruppe konnte Jacob einfahren, der im Gesamtklassement auf den 16. Rang kam. „He is on the fly“, sagte Trainer Dennis zufrieden.

Nick und Paul, die beide erst im Juli elf Jahre alt werden, starteten noch in der Benjamin-Fleet. Hier nutze Paul die Chance, eine gesamte Rennserie vom ersten Tag an zu dominieren und wurde nach drei Wettfahrttagen und sieben Wettfahrten souverän niederländischer Meister in der Benjamin-Klasse. Mit einem so deutlichen Abstand, dass er beim letzten Rennen nicht mehr hätte antreten müssen.

Neben dem intensiven Training und Segeln waren für die Segelkinder zumindest zwei Ausflüge drin, um ihnen den Charme Frieslands zu zeigen. An einem Abend ging es mit dem Schlauboot über den Kanal, durch Schleuse und Zugbrücke bis nach Workum zum gemeinsamen Pizzaessen. Die eindringliche Ansage des Schleusenwärters, dass er um 20 Uhr Feierabend macht, sorgte für ein recht zügig, aber mit viel Appetit eingenommenes Abendessen.

Am Sonnabend, nachdem die Einteilung in die Fleets stattfand, fuhren das gesamte Team mit zwei Schlauchbooten ins benachbarte Hindeloopen zum Eisessen. Die parallel stattfindende Oldtimer-Rallye mit historischen Autos sorgte in dem kleinen niederländischen Hafenstädtchen mit der typischen Klinkerarchitektur für die passende Kulisse.

Der – zumindest dem gängigen Klischee nach – für die Niederlande typische Wohnwagen, in dem fünf Kinder für eine Woche ihr zu Hause hatten, erfüllte seine Anforderungen perfekt. Neben einem Doppelbett gab es drei Etagenbetten übereinander, eine kleine Küchenzeile, eine Essecke und einen sehr großen Kühlschrank mit Gefrierschrank. Das kleine Badezimmer wurde nur als Depot für die vielen Taschen genutzt.

Pauls sehr geschmackvoller Preis, eine 3D-Abbildung eines Optimisten in einem kleinen Plexiglaskubus, war nicht das einzige Souvenir, das aus den Niederlanden mit nach Hamburg kam. Die sonst nicht berühmte niederländische Küche hat eine besondere Nachtischspezialität, der man nur schwer widerstehen kann: Vla. Pudding aus dem Tetrapack. Fast so gut wie die frittierte Kibbelinge, die die mitreisenden Eltern, die während der Regattatage mit dem mitgebrachten Schlauchboot kleine Touren nach Makkum, Workum und Heech unternahmen, als Mittagssnack genossen. (Im Gegensatz zu Kibbelingen konnten mehrere Liter Vla bequem und geruchsneutral mit nach Hamburg reisen.)

Fazit: Wir möchten alle gerne wiederkommen und können diese Regattawoche für alle MSC Opti- und ILCA-Seglerinnen und Segler nur empfehlen. Für alle, die sich noch scheuen, mit einem Wohnwagen zu verreisen, erklären wir gerne, wie leicht sich ein Trailer mit einem Mover bewegen lässt und dass die Unterbringung auf einem Campingplatz zumindest in Workum alternativlos ist.

Sandra-Valeska Bruhns