Fünf Opti-A-Seglerinnen und Segler des MSC reisten zusammen mit Trainerin Svenja ins polnische Dziwnow, um am Baltic Cup, der polnischen Meisterschaft im Opti, teilzunehmen. Das Seerevier überraschte mit echten Offshore-Bedingungen

Wer zum Hafen von Dziwnow fährt, kommt über eine auffällige rote Klappbrücke. Eine Klappbrücke, die den Kanal, der zur Ostsee führt, vom dahinter geschützt liegenden Haff trennt. Und die klar regulierte Brückenöffnungszeiten hat – egal, ob da rund 250 Optis auf dem Weg zur Regattabahn durchmüssen, oder nicht. Bei der Ankunft nach Anbruch der Dunkelheit ist Dziwnow ist noch nicht klar, wie wichtig diese Brücke noch für die Optiseglerinnen und Segler im Laufe der kommenden vier Tage wird.

Das Segelrevier von Dziwnow, westlich von Usedom gelegen, besticht für Jollenseglerinnen und Segler durch zwei Segelgebiete in unmittelbarer Entfernung von der kreisförmig angelegten Marina. Durch einen Kanal geht es vorbei am Hafen der Ostseefischer und den für die Region typischen Fischräuchereien auf die Ostsee. Ist hier zu viel Wind, oder steht die Welle in der steilen Hafeneinfahrt, die von See kommend auf der rechten Seite auch noch unangenehm flach ist, kann zum Segeln auf das geschütztere Haff ausgewichen werden.

Dieses Binnenrevier nutze auch Svenja am vergangenen Donnerstag zum Vortraining mit Tristen, Noah, Benjamin, Jacob und Theda. Und weil die Brücke auf dem Rückweg geschlossen war, wurden die Segel und Riggs noch auf dem Wasser abgebaut und in „Pieten“ verstaut, im Schlepp ging es dann zurück in den Hafen. 

Die folgende Registrierung der Teilnehmenden war, verglichen mit dem Aufwand und der Genauigkeit, die bei einer Internationalen Deutschen Meisterschaft angesetzt wird, einfach. Zeit genug, die Mitgebsel im Willkommenstütchen auszupacken und zu prüfen, ob das knallorangefarbene T-Shirt auch die richtige Größe hat und die ebenfalls enthaltene Pfeife wirklich funktioniert. 

Am ersten Wettfahrttag hatte der starke Westwind noch einmal zugenommen, bei rund fünf Windstärken entschied die Wettfahrtleitung beim morgendlichen Coachmeeting, das für alle Teilnehmenden gut zu hören war, den Start erst zu verschieben und dann auf dem Haff zu segeln. 

Zwei Wettfahrten kamen an diesem Tag noch zu Stande, bei dem die MSC-Seglerinnen und Segler sich im Feld der internationalen Teilnehmer aus Polen, Tschechien, Schweden, Norwegen, Estland und Finnland gut behaupten konnten. Die weiteste Anreise hatte der Starter aus Neuseeland, der bereits seit Sommer mit seiner Familie in Frankreich lebt. Hier hat die fünfköpfige Familie einen großen Katamaran gekauft, mit dem sie nach den noch notwendigen Reparaturen für mindestens ein Jahr unter Segeln die Welt erkunden will. Gelegentliche Unterbrechungen und Reisen zu Opti-Regatten inklusive. Auch wieder am Start: Olga aus der Ukraine, die seit Februar mit ihrem Vater und Opti in Europa unterwegs ist und an allen großen Regatten teilnimmt. Nachdem die Familie im Frühjahr am Gardasee lebte, ist sie inzwischen nach Kroatien gezogen. Sie freute sich sehr, die inzwischen vertrauten Gesichter der Hamburger vom MSC wieder zu sehen. 

Am nächsten Tag feierte Jacob seinen elften Geburtstag. Wie es sich für ein Geburtstagskind gehört, hatte er eine große Tüte mit allerlei Süßigkeiten und Schokolade dabei. Noch vor der Vorbesprechung durfte er sein Geschenk von seinen MSC-Freunden auspacken: Ein leuchtendblaues Lycra-Shirt, eingepackt in die Segelanweisung vom Opti-Postpokal in Altwarmbüchen.

Der Wind hatte an diesem Wettfahrttag ein wenig nachgelassen, so dass die Teilnehmenden im Schlepp durch den Kanal bis zur Regattabahn auf der Ostsee gezogen wurden.  Die viele kleinen weißen Segel am Horizont boten den mitreisenden Eltern und Spaziergängern am großen, weiten Ostseestrand ein beeindruckendes Bild. Wer mit einem guten Fernglas ausgestattet war, hatte sogar die Möglichkeit, vom Strand aus eine Tonnenrundung zu beobachten. 

Nach diesem zweiten Tag, an dem drei Wettfahrten gesegelt werden konnten, stand die Einteilung in die Fleets fest. Tristen und Noah erreichten die Goldfleet, Theda konnte sich für die Silberfleet qualifizieren und Benjamin und Jacob für die Bronzegruppe. Nach über sieben Stunden auf See, hohen Wellen und einem kräftigen West-Nordwestwind, waren alle Segler am Abend sehr müde und erschöpft. Nach einer kurzen Pause im Gästezimmer trafen sich alle zum Abendessen in dem kleinen Restaurant am Yachthafen, um bei typische polnischen Gerichten wie Piroggen, Bigos, Flundra oder auch ganz gewöhnlich Schnitzel mit Pommes den Tag ausklingen zu lassen.

Am Finaltag hieß es früh aufstehen, bereits um 10 Uhr sollte das erste Ankündigungssignal ertönen. Entgegen den Vorhersagen hatte der Wind nicht abgeflaut, so dass die Seglerinnen und Segler auf der Ostsee mit bis zu drei Meter hohen Wellen und in Böen deutlich über 20 Knoten echtes Offshore-Feeling erlebten – Seekrankheit inklusive. Bei diesen herausfordernden, kräftezehrenden Bedingungen konnte Tristen am besten punkten und verbesserte sich im Gesamtklassement auf einen hervorragenden siebten Platz. Gewinner des diesjährigen Baltic Cup war Levian Büscher vom Düsseldorfer Yacht-Club (DYC) mit einer blitzsauberen Serie von nur zehn Punkten. 

Danach ging es, mit zahlreichen polnischen Spezialitäten und einer größeren Menge an vorbestellten J-Sails für die MSC-Optis in den Autos über die rote Klappbrücke zurück nach Hamburg. Mit dem festen Vorsatz, nächstes Jahr wieder nach Dziwnow zu reisen.  

Bericht: Theda und Sandra-Valeska Bruhns