Moin, moin, ….

ein sehr turbulenter und von vielen Emotionen geprägter Sommer liegt hinter uns. Nachdem wir mit zufriedenstellenden Ergebnissen in die Saison gestartet waren, stand nach der Princess Sofia Trophy und der French Olympic Week fest, dass wir uns als bestes deutsches 49er FX Team für das Olympische Test Event in Marseille qualifiziert hatten. Unser Fokus blieb auf der Vorbereitung für die Weltmeisterschaft in Den Haag. Ein gutes Ergebnis bei dem Test Event wäre toll, aber für uns war die WM von höherer Priorität, da dort die ersten Nationen Tickets für Olympia vergeben wurden. Nach der French Olympic Week ging es deswegen nach Den Haag zum Training, bevor wir nach 7 Monaten im Süden endlich wieder mit unserem Boot in der nordischen Heimat waren! 

Nach einem sehr intensiven Start in das Jahr war zu Hause Erholung und Regenerieren angesagt, bevor wir wieder mit dem Training auf der Kieler Förde starteten – denn die Kieler Woche stand an, die wir mangels anderer Regatten in diesem Zeitraum mitnehmen wollten! Trotz einer Mandelentzündung unmittelbar bevor die Kieler Woche losging, entschieden wir uns, bei der Kieler Woche an den Start zu gehen und konnten sie gewinnen. Für uns war dies ein riesiger Schritt, denn wir haben nicht nur außenstehenden, sondern auch uns selbst mentale Stärke bewiesen. Zudem haben wir es geschafft, den medialen Druck zumindest auf dem Wasser auszublenden. Nach dem Sieg blieb allerdings nicht viel Zeit zum Feiern, denn am nächsten Tag mussten wir schon wieder verladen für das nächste Trainingslager in Den Haag. Vor Ort haben wir drei Tage lang unser neues Boot eingesegelt, bevor es nach zwei Tagen Pause weiter nach Marseille zum Olympischen Test Event ging. 

Das Olympic Test Event in Marseille ist nicht wie die anderen Regatten in der Saison. Es ist DIE Regatta auf der „Road to Marseille“. Nur ein Team pro Nation darf an den Start gehen. Wir haben uns riesig gefreut, dass wir uns für dieses Event qualifiziert hatten, wussten aber nicht so richtig, was uns dort erwartet… 

Ein Blick auf das Notice Board zeigt: eine Menge Regeln, an Land, aber auch auf dem Wasser. Der Bootspark war der Olympische Hafen, ab dem 03.07. durfte das Material in dem Hafen sein. Am einfachsten war es, das Material über den Wasserweg von der deutschen Base in Pointe Rouge in den Hafen zu bringen. So konnte man die Sicherheitskontrollen umgehen, ohne Schwierigkeiten das Messer in der Werkzeugkiste erklären zu müssen. Nach unserem ersten Wassertraining luden wir den Slipwagen auf das Motorboot und segelten in den Olympischen Hafen. Anschließend das restliche Ersatzmaterial, was eine Tetris Meisterleistung erforderte. Es ließ sich schon erkennen, wie der Hafen nächstes Jahr aussehen soll, allerdings war es jetzt noch eine große Baustelle.

Um an den folgenden Tagen in den Hafen zu kommen, brauchte man eine Akkreditierung, die jeden Morgen gescannt wurde, danach ging es noch durch die Security und dann war man im Bootspark. 

Gewohnt haben wir mit dem gesamten deutschen Team im Hotel, das auch nächstes Jahr mitunter die Unterkunft für alle Athleten sein soll. Die Stimmung war super und das Teamgefühl ganz besonders. Auch im Bootspark hatte das German Sailing Team einen Rückzugsort; ein Container war auf dem Parkplatz platziert, sodass man auch der Hitze entkommen und die Klimaanlage genießen konnte 😉

Auf dem Wasser gab es noch mehr Regeln; das Segelgebiet war abgesperrt, man durfte das Gebiet nie verlassen. Die Trainer durften ihre „Box“ hinter der Startlinie nicht verlassen. Unser Trainer verfolgte das Rennen mit Fernglas und auf dem Handy anhand der Tracking-Daten. Also nicht nur seglerisch anders – nur gegen die Besten der Besten anzutreten – sondern auch durch viele neue und strenge Regularien sehr wertvoll bei diesem Event dabei gewesen zu sein. Nach unserem letzten  Regatta-Tag machten wir uns wieder auf den Weg nach Kiel, denn es waren gerade mal zwei Wochen, bis die WM in Den Haag startete. Wir nutzten die Zeit in Kiel für Bootsarbeit, Krafttraining und Training auf der Kieler Förde, um das Bootsgefühl nicht zu verlieren. 

Die WM lief dann einfach nicht wie erhofft. Das Endresultat spiegelt nicht unser Können wider und wir haben die Nation nicht qualifiziert. Eine harte Pille zu schlucken. Doch wenn wir das jetzt mit ein wenig Abstand betrachten, war es ein sehr lehrreiches Ereignis und es gibt doch mehr positives als negatives über unsere seglerische Leistung zu sagen. Wir vergessen dann doch immer wieder unser Alter und unser eigentliches Ziel. Denn dies war von Anfang an “nur” zu den Spielen zu fahren und nicht direkt um die Medaillen mit zu kämpfen. Gehen wir zu diesem Ziel zurück, dann läuft alles wie geplant und wir können sehr zufrieden sein. Viele Ergebnisse der Saison zeigen, dass schon sehr viel gut funktioniert und wir besser segeln als ursprünglich erwartet. Somit sind wir guter Dinge unser Ziel zu erreichen und trainieren jetzt fleißig, um dann hoffentlich in Vilamoura bei der Europameisterschaft im November das europäische Kontinent Ticket für Deutschland zu gewinnen. 

Liebe Grüße aus Marseille, 

Marla und Hanna