Grüße der Acapulco

Liebe Familie, liebe Freunde,


das Jahr nähert sich wieder mal dem Ende, und es ist die Zeit der Rückblicke. Wir haben ein eindrucksvolles und aufregendes Jahr hinter uns, von dem ich Euch berichten möchte.

Ende Januar hatten wir die Acapulco an Suna und Roman in Martinique übergeben, und Ihr könnt Euch vorstellen wie es ist, wenn das Schiff ohne uns ausläuft. Auf der Insel war noch Hauptsaison, und es war sehr schwierig eine Unterkunft zu finden. Dementsprechend war unser Zimmer und unser Bett mit durchgelegene Matratze, aber es war ja nur für 2 Nächte.

Antigua

Anfang April flogen wir nach Antigua zum „Hotelurlaub“, da der Flug so günstig war, und das Hotel dabei „raussprang“. Zum Glück besuchte uns eine Ratte dort erst in der letzten Nacht, sonst hätten wir noch mal umziehen müssen.
Dort haben wir das Schiff mit Marie Louise und Tom übernommen, und Tom hat mich ganz geschickt wieder in die Rolle des Kapitäns gescheucht. Mit den Beiden ging es mit so angenehmer Brise gen Norden, das wir St. Maarten ausließen und direkt über St.Kitts in die stark vom Hurrikan Irma geschädigten Virgin Islands segelten. Tom kannte sich dort deutlich besser aus, und er führte uns zu schönen Stränden und Tauchgründen, bei denen wir Unterwasser mit einer Brottüte die Fische fütterten, die uns buchstäblich dabei aus der Hand frassen.

Virgin Islands

Weiter ging es in den amerikanischen Teil der Virgins, ohne Visa für unsere Crew, da wir im Internet den Hinweis fanden, das man bei der Einreise mit dem Schiff das Visum vor Ort beantragen kann. Nachdem die Customs and Bordercontroll mir mit Gefängnis drohten, da sich diese Regel nur auf Fähren bezog, mussten unsere Mitreisenden mit der Fähre zurück in den britischen Teil, um wieder neu mit der Fähre einzureisen. In der Dom.Rep. bunkerten wir die Acapulco voll für den Trip durch die Bahamas. Mit der neuen Crew steuerten wir durch eine hohe Atlantikdünung die Turks- und Caicos Inseln an. Dank unseres Raymarine Kartenplotter war die Ansteuerung schon fast eine Freude, im Gegensatz zu der Einfahrt vor 30 Jahren, nur mit der Wegbeschreibung der Reklameseite einer Werft. 

Bahamas

Dort angekommen, wurden wir auf die Preise für Lebensmittel in den Bahamas vorbereitet, 2 amerikanische Toastbrote( Kinderpappe) für $ 8,60,-. So ging es auch in den kleinen Läden auf den Inseln weiter. Etwas Milch, Obst, Gemüse etc., bei Aldi ca. Euro 20,- , waren dort gleich $ 120,-, alles Importware.

Auf dem Weg nach Georgetown übersahen wir die lange Leine eines Langustenkorbes, die unserer Propeller prompt einfing. Die wickelte sich so rasant um die Welle, und riss die Welle 1,5 cm nach achtern. Das gefiel dem Getriebe gar nicht, und selbiges riss, bis auf einen Bolzen, von der Motorglocke ab.
Unter „hervorragenden“ Segelbedingungen ( Gewitter, Flaute, Winddreher und Regen) ging’s ohne Motorkraft unter Segeln in die Bucht von Georgetown. Dort war „Big Party“, da gerade zum Wochenende hin die legendäre „Family-Regattawoche“ stattfand, mit den schönen, aber hoffnungslos übertakelten Bahamasloops mit Ausreitplanke. Dadurch lief reparaturmässig nichts, aber nach 1 Std. tauchen, war die Welle zumindest wieder frei. Nach dem Einklarieren und Stadtbummel wurde uns klar, das man hier zwar gut feiern, aber nicht reparieren kann. Also genossen wir die Feier, die guten Drinks und die typisch englische Band zur Preisverleihung.


Wie sich an den folgenden Tagen feststellen sollte, langte die eine Schraube am Getriebe für den vorsichtigen Einsatz der Maschine unter niedriger Umdrehungszahl. Auch in Nassau konnten uns keiner helfen, weder bei unserem durchgerostetem Auspuffknie des Generators, noch beim Getriebe.
Also auf ins „gelobte“ Land der Ersatzteile, die USA.

Florida

Der Golfstrom schob kräftig mit, und nach 24 Stunden loggten wir sm 220. Da waren wir bereits im Norden von Florida, in New Smyrna Beach, etwas südlich von Daytona Beach. Dort begann auch unsere amerikanische „Zu-Fuß-Lauf-Historie“. Hätten wir uns doch bloß gleich einfache Klappräder gekauft.
Als erstes machten wir uns mit den Busfahrplänen schlau, und erkundeten damit die kleinen Ortschaften und Shopping Center. Weiter die Ostküste hinauf, ging es nach Charleston in South Carolina. Dort konnten wir endlich die nötigen Ersatzteile bestellen und einbauen.

Über den netten Ort Beaufort in North Carolina, mit einer Vielzahl von Delfinen am Ankerplatz, und einem sympathischen alten Ortskern, einer klassischen Bootsbauschule / Museum, schipperten wir weiter nach Norfolk, Virginia.
In der grössten Navy Base der Amis wurden wir entsprechend mit 2 auslaufenden Flugzeugträgern und einer Fregatte begrüßt. Allerdings beanspruchten die das gesamte Fahrwasser, aber bei den Dimensionen geht man freiwillig etwas an die Seite. Im Hafen fanden wir einen Ankerplatz direkt in der Stadt, und wie es der Zufall so wollte, fand gerade am Wochenende das „Norfolk Habor Fest“ statt. Conny musste mich leider verlassen, da die Tochter Abschlussfeier an der Uni hatte, und das Haus in Marmaris für die Vermietung vorbereitet werden musste. So genoss ich alleine aus meiner Loge das gewaltige Abschlussfeuerwerk, das übrigens eindrucksvoller als das in New York am 4.Juli war.

New York

Mit der neuen Crew ging es weiter in Richtung New York. An diesem Küstenabschnitt macht sich die Nähe zu New York bereits bemerkbar: die jahrmarktähnlichen Strandpromenaden, die gewaltigen, an die Hotels angegliederten Spielhallen sowie die enorm lauten Bars in Wassernähe.
In der Lowerbay kam endlich mal ein Hügel (ca.80m hoch) in Sicht, die erste Erhebung seit Florida, und auf einmal gab es andere Segelyachten. Ingesamt sind uns 3 Segler auf dem Weg nach Norden begegnet. Die Narrows in Sichtweite, segelten wir mit leichter Brise zur Verrazano Brigde, immer die Skyline von Manhattan voraus.

Helga und Bernd sind vor etlichen Jahren mit der Queen Mary nach NY eingelaufen, aber leider bei umsichtigem Wetter. Da hatten wir jetzt natürlich mit Sonnenschein und unter Segeln das absolute „Highlight“. Leider schlief der Wind ein, und unter Motor liefen wir zu unserem 5 Sterne Ankerplatz zwischen Liberty und Ellis Island, der Brooklyn Brigde und der Skyline von Mahattan vorm Bug. Der Sundowner, als die Lichter in Manhattan angingen, war ein unvergessliches Erlebnis.
Leider wusste ich da noch nicht, das der Schlick vom Hudson River gerne Handys frisst. Pünktlich, kurz vor meinem Geburtstag macht ich diese Erfahrung.

Von New York aus ging es mit neuen Gästen in Richtung Boston. Mit Unterstützung unseres 6 Zylinder Motors ging es unter den Brücken des East Rivers hindurch (einer der wenigen Flüsse mit 2 Mündungen), vorbei an der UN in den Long Island Sound, kurz der Sound genannt – eIn fantastisches Segelrevier mit netten Buchten, interessanten Städten und geringen Strömungen , nIcht zu vergessen die Highsociety Orte , wie Martha‘s Vineyard, Blockisland, Nantucket und natürlich Newport mit dem NY Yacht Club – . Ich hatte mal gehofft, das ich uns mit dem Überreichen eines Clubstanders dort Zutritt verschaffen könnte, das hat sich aber leider nicht ergeben.
In der Schwulen und Lesben Hochburg CAPE COD erstanden wir T-Shirts, die man aber nirgendwo in den USA tragen kann, ohne gleich den Stempel aufgedrückt zu bekommen. Nach einem Versuch, blieb das Shirt erstmal im Schrank.

Boston

In Cape Cod wurden Whale-Watching-Tours angeboten, und das wollten wir uns auf eigenem Kiel ansehen. Also auf zur Sandbank. Wie bei Melvilles „Moby Dick“ kam der Ausruf „ dort blässt er“, und nichts wie hin. Tatsächlich konnten wir etliche Humpbackwale beobachten, aber als dann ein Pärchen von je ca. 10m Länge direkt Kurs auf uns nahm, hatte ich die Finger an der Zündung des Motors. Freundlicherweise tauchten die beiden vor uns ab. Auch in Boston lagen wir direkt vor der Skyline an einer Mooring. Ich wachte morgens um 5.00 Uhr vom Rattern der Ankerkette auf, aber wir lagen doch an einer Mooring ???? Es stellte sich heraus, das wir über einem U-Bahn Tunnel lagen, und es war der 1. Zug am Morgen.
Weiter ging es in Richtung MAINE, ein Staat den wir unbedingt sehen wollten. Nach NY das weitere „MUSS“ dieses Törns.

Eine schöne, teilweise unberührte Landschaft, ähnlich der Schären in Skandinavien. Nach dem Bahamas Erlebnis, navigierten wir nur sehr vorsichtig durch die abertausenden Lobsterpots. Dichte Nebelwände waren dort oben nichts ungewöhnliches, aber mit Radar, Kartenplotter und AIS war die Navigation gut machbar, und bei den Pots mussten wie einfach nur hoffen, dass alles gut geht. Nur einmal bei einem Ankermanöver haben wir eine Leine eingefangen die Björn unerschrocken bei 14° Wasser wieder abwickelte. Da habe ich mich glücklicherweise raushalten können. Wir sind doch wohl schon zu sehr „Barfuß“ Segler.

Belfast, kurz vor der kanadischen Grenze, war unser Punkt, den Bug wieder gen Süden zu richten. In Portland verließ uns die Crew, und Conny kontaktierte eine Freundin aus Highschool Zeiten. Immerhin doch schon etliche Jahre her. Die Freude war auf beiden Seiten gross, und es erfolgte eine Einladung fürs Wochenende. Nach anderthalb Stunden Fahrt bogen wir in einen Waldweg ab. Nach 10 minütiger Fahrt über holprigen Weg fragte ich ganz dezent, wann wir denn endlich ankommen? Wir waren aber schon etliche Minuten auf deren Grundstück unterwegs, „think big“. Doch bald tat sich eine Lichtung auf, mit einem sehr schönen, aus eignen Bäumen selbst gebautem Holzhaus. Von den Freunden lernten wir viel über die dortigen Verhältnisse und verbrachten mit ihnen ein tolles Wochenende.

Zurück an Bord ging es weiter gen Süden, mit Schwerpunkten auf die Delaware- und Cheasapeakbucht. Diese Pläne wurden allerdings im Cohanseyriver in der Delawarebucht durchkreuzt. Gegen 23.30 Uhr fuhr in unser Heck eine 20 Fuß Bayliner mit ca. 20kn, und mit 6 Jugendlichen an Bord. Zum Glück gab es nur Materialschäden, und keiner wurde ernsthaft verletzt. Dem Skipper war nicht klar, dass das Ankerlicht im Masttop sitzt. Er sah uns erst in der letzten Sekunde. Glücklicherweise fanden wir genug Zeugen, dass die Acapulco korrekt beleuchtet war, und die Versicherung übernahm den erheblichen Schaden.

Durch die Reparaturen ging viel Zeit verloren, sodass Conny (die mich nochmal für einen Monat verlassen musste) ihren Flug von Charleston auf Washington umbuchte. Von Norfolk aus war ich wieder mal alleine unterwegs nach Florida. In Key West kam Conny wieder an Bord und wir segelten gemeinsam nach Kuba in die Hemmingway Marina.

Kuba

Die Einklarierung auf Kuba, genauso wie die Ausklarierung aus den USA, war problemlos, und wir lagen mit ca. 10 weiteren Yachten in der weitläufigen Marina. Um die Westspitze Caba San Antonio, mit der Marina Los Morros, eine 20m lange Pier in der Passatbrise, segelten wir auf die karibische Seite Kubas. Dort erwarteten uns endlich die kleinen Cayos, mit den herrlichen weißen Stränden und schönen Tauchgründen. Die Versorgung auf Kuba ist sehr DDR mäßig, wenn man etwas sieht, SOFORT kaufen, da man nicht weiß, wann man es wieder findet.

Dafür sind die Geschäfte alle sehr übersichtlich, und es geht auch mal ohne dauernde Flatrate. Dafür im Gegenzug viel ursprüngliche Natur mit wunderbar erhaltenen Korallenriffen und Fischreichtum. Wo findet man noch Fischer die auf´n Klönschnack vorbei kommen, und einem den Fisch schenken. Die Einheimischen machen einen zufriedenen Eindruck, und sind freundlich und hilfsbereit zu uns.

Nach Kuba geht´s in die Virgin Islands und weiter im karibischem Inselbogen gen Süden. In der kommenden Hurikansaison werden wir in Süd- oder Mittelamerika die Acapulco an Land stellen, um ihr wieder Pflege zukommen lassen.

In der Saison Winter 2019/20 möchten wir die Inseln und Küsten Mittelamerikas erkunden, und hoffen das es Euch reizt uns zu begleiten. In diesem Sinne……..

Günther Babinski