• Image

Ende September ging es für mich zu meinem letzten großen Wettkampf in diesem Jahr, zur EM nach Barcelona. Bei traumhaften Segelbedingungen, Sonne, Wind und warmem Wasser, standen zunächst 3 Trainingstage auf dem Programm. Schon im Training stellten wir fest, dass dort alles andere als einfache Segelbedingungen herrschen. Die Trainings- und auch Wettkampftage waren von vielen Druckunterschieden und einer anspruchsvollen Welle geprägt.

Der Tag vor dem Wettkampf war unser Layday. Wir erkundigten ein wenig die Stadt und entspannten am Strand. Am 3. Oktober ging es dann endlich los, dachten wir zumindest…

Schon die Tage zuvor hatten wir die Lage in Barcelona ein wenig mitbekommen. Jeden Abend um 22 Uhr hörte man die Menschen in Barcelona Lärm machen, in dem sie 15 Minuten lang mit Löffeln auf Töpfen schlugen. Am Tag des Referendums über die Unabhängigkeit Kataloniens fuhren wir an riesigen Menschenansammlungen vor Wahllokalen vorbei. Am 3. Oktober wurde dann gestreikt. Aber niemals hätten wir damit gerechnet, dass die Unruhen auch Auswirkungen auf die Europameisterschaft haben.

Aber falsch gedacht…

Am ersten Wettkampftag wurden wir erstmal mit einer Startverschiebung empfangen, was aber nicht weiter verwunderlich war, da das Meer spiegelglatt war und der Wind gewöhnlich erst zum Mittag einsetzte. Alle bauten also ihre Boote auf und machten sich bereit, da man sich auf die einsetzende Thermik gegen Mittag verlassen konnte. Schon beim Coach Meeting weigerte sich der Wetterexperte, eine Wetterprognose zu geben, da er auch streikte. Irgendwann fingen die ersten Segler an herumzualbern, dass die Wettfahrtleitung auch anfangen könnte zu streiken. Auf einmal hörte man aus Richtung des Clubhauses lautes Gebuhe. Die Wettfahrtleitung hatte tatsächlich beschlossen, alle Rennen für den Tag zu canceln und ebenfalls zu streiken.

So hatten wir einen weiteren Layday, schauten uns enttäuscht vom Strand aus die traumhaften Segelbedingungen an und abends luden uns die deutschen Laser Standard Jungs zum Pizza backen ein.

Am nächsten Tag ging es denn endlich los. Normalerweise segeln wir zwei Rennen pro Tag, da wir aber durch den Streiktag in Verzug waren, waren für diesen Tag drei Rennen angesetzt. Bei eher leichteren Winden schafften wir nur zwei Rennen, für ein drittes reichte der Wind nicht. Da wir 90 Teilnehmerinnen waren, wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Für mich startete die Regatta hervorragend. Ich konnte das erste Rennen gewinnen, ließ damit sogar einige Olympiateilnehmer hinter mir. Die darauffolgenden Wettfahrten verliefen dagegen eher enttäuschend. Am zweiten Tag hatten wir deutlich mehr Wind, was leider nach wie vor nicht zu meinen Stärken gehört. Nach fünf Qualirennen verpasste ich das Goldfleet knapp und hatte somit in den letzten drei Tagen keine Möglichkeiten, mich noch weiter nach vorne zu segeln. Ziemlich enttäuscht startete ich dann in die ersten Rennen im Silberfleet. Dort schaffte ich dann immerhin einige gute Einzelplatzierungen und konnte auch das letzte Rennen nochmal gewinnen. Insgesamt reichte es nur für einen 52. Platz.

Letztendlich bin ich von meiner Leistung ein wenig enttäuscht, da ich mir deutlich höhere Ziele gesetzt hatte. Aber da dieses Jahr mein letztes Juniorenjahr (U21) war, diente die EM in erster Linie sowieso dazu, ein bisschen bei den „Großen“ reinzuschnuppern.

Das wars jetzt erstmal mit der Saison 2017. Bei mir stehen bis Dezember noch einige Wochenendtrainings in Kiel an. Nebenbei werde ich weiter studieren und den Winter in meinem mittlerweile zweiten Zuhause, dem Kraftraum, verbringen, bis die nächste Saison wieder startet.

Vielen Dank an den MSC, an meine Sponsoren und besonders an meine Eltern, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, an den zahlreichen Trainings und Wettkämpfen teilzunehmen.

Laura Bo Voß