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Borgwedel 2016

Woran merkt man im Hamburger Westen, wenn das MSC Trainingslager in Borgwedel näher rückt? Immer mehr Autos haben einen Opti auf dem Dach. Und ein Konvoi von Zugfahrzeugen mit voll besetzten Optitrailern oder einem Motorbooten im Schlepp macht sich kollektiv auf, um über die A7 – problemlos die Höchstgeschwindigkeit nicht überschreitend, dafür gibt es genug Baustellen und entsprechend stockenden Verkehr – nach Borgwedel an die Schlei zu fahren. Das Ziel: die bei vielen Wassersportvereinen beliebte Jugendherberge neben der Schrader Marina, die vor allem beim Slippen der Motorboote sehr hilfreich ist.

Pfingstmontag, 11 Uhr: der MSC fällt in Borgwedel ein. Auf der großen Wiese, im gelben und blauen Langhaus und dem kleinen Hüttendorf wimmelt es von Kinder und Eltern. Taschen werden geschleppt, Betten belegt und anschließend bezogen, Optis aufgebaut. Oh Wunder, fast jeder Opti scheint mit seinen Einzelteilen den Weg an die Schlei gefunden zu haben, hier und da  fehlt nur eine Schot oder die Schleppleine. Erste gemeinsame Mahlzeit: Mittagessen. Und Netti  nutzt die Gelegenheit für eine erste organisatorische Ansage.

Nachmittags das erste Training, es ist kalt, noch immer sehr windig – gerade für die Anfängergruppen nicht gerade gute Bedingungen. Aber mit Fleeceanzügen, Mütze und „Troko“ beißen sich alle tapfer durch – es kann nur besser werden. Nach dem Abendessen geht es für die aus Jugendlichen und Erwachsenen gemischte Bahia-Gruppe zum ersten Mal aufs Wasser. Tapfer, die Temperaturen sind frühwinterlich. Der gesellige Teil der mitreisenden Erwachsenen, Eltern und Trainer, unter dem schützenden Partyzelt bei den Hütten ist am ersten Abend ein wenig verhalten. Ein wärmendes Lagerfeuer wird vermisst.

Am Dienstag wird es gefühlt ein wenig wärmer, doch es weht noch immer stark. Versetzt gehen die sechs verschiedenen Optigruppen über den schmalen Kopfsteinpflasterweg und die Slipbahn ins Wasser, dienstbare Eltern in kleidsamen Wathosen erleichtern den Start und ziehen geduldig wie kleine Arbeitsponys leere und volle Slipwagen die Rampe herauf und hinunter.

Am Mittwoch nimmt der Wind merklich ab, der Himmel wird freundlicher. Heute ist ein besonderer Tag, da Mittags die Küche der Jugendherberge geschrubbt wird und das warme Mittagessen ausfällt, schmieren Eltern im Akkord fast 180 Brötchen und packen sie mit Äpfeln, Saft und einem Schokoriegel in kleine Picknicktüten – der inzwischen traditionelle Ausflug mit den  Booten zum Spielplatz in Stexwig steht an. Hier erleben wir frühsommerliche Idylle, das Schilfgras wiegt sich im Wind, dahinter nicken die noch komplett aufgeriggten, vor Anker liegenden Optis im Takt der Wellen, rund 100 Kinder in Fleece-Strampelanzügen toben sich nach Leibeskräften aus. Die Tour mit dem Opti ist eine tolle Abwechslung, diesmal geht es nicht um Kreuz- und Vormwindkurse von einer Tonne zum nächsten, sondern der Weg ist das Ziel.

Donnerstag klopft der Sommer ganz zaghaft in Borgwedel an, es wird merklich wärmer – und flau. Sehr angenehm für alle Kinder, die sich noch nicht ganz sicher alleine im kleinen Boot fühlen und bei wenig Wind deutlich weniger Angst haben. In den Segelpausen verteilen sich die Kinder auf dem weitläufigen Gelände, spielen Fußball, streifen durch das kleine Wäldchen oder „chilllen“ in den Hütten und auf den Zimmern. Vor den Häusern hängen in Reih und Glied oft von elterlicher Geisterhand aufgehängte Trockenanzüge und Schwimmwesten, darunter nasse Neoprengaloschen.

Freitag werden die segelnden Eltern nervös. Nach dem Mittagessen soll die Eltern-Optiregatta stattfinden. Schon nach dem Frühstück werden die vermeintlich besten Boote reserviert, die Meldeliste füllt sich. Als vom parallel in Kiel stattfindenden Trainingslager der Opti-A Segler Trainer und Eltern extra für dieses Regattahighlight anreisen verlässt doch den einen oder anderen der Mut, ganz diskret werden einige wenige Meldungen zurückgezogen. Doch dachten wir, Netti hätte ein Abo auf den ersten Platz,  mussten wir dieses Jahr feststellen, dass Fabian Ropohl mit dem anschließend getauften Familienopti „Grey Note“ diesmal ein kleines Quäntchen besser war als Altmeisterin Netti. Preise für die ersten Drei, den Bademeister und den aktuellen Inhaber der roten Laterne gab es abends beim geselligen Grillen, für eine in bewährter Manier launige Ansprache war „Piwi“ extra aus Hamburg angereist.

Sonnabend war der letzte Trainingstag, bei wenig Wind und vereinzelt Regen konnte vor- und nachmittags noch einmal trainiert werden. Und danach wurde der gigantische Orga-Film, der sich am Montag bei der Ankunft abspielte, wieder zurück gespult. Hütten wurden geräumt, Taschen gepackt, Betten abgezogen, Optis verstaut…Bevor alle auseinandergingen, wurde noch einmal ausgiebig den Trainern für ihre großartige, ehrenamtliche Arbeit gedankt. Und alle teilnehmenden Kinder bekamen als Erinnerung an die Ferienwoche eine personalisierte Trinkflasche mit einem schönen Bild von einem übermütigen Optisegler, der sich mit einem Salto von Bord verabschiedet.

Danach setzte sich die Karawane wieder über die A7 in Bewegung gen Süden. Erhoffte Ankunftszeit: Zweite Halbzeit des DFB-Pokalfinales. War für die meisten kein Problem, die Profis vom BVB und Bayern gönnten uns sogar noch eine Verlängerung. Das anschließende Elfmeterschießen sah so mancher MSC-Optisegler nur noch mit sehr kleinen Augen…

Text: Sandra Bruhns

Fotos: Carsten Porthun